Die Gewerbliche Schule Tauberbischofsheim führte im vergangenen Schuljahr in Kooperation mit der Gemeinschaftsschule Wertheim das KOOBO-Projekt „Lernwerkstatt „Bau-Hand-Werk“ und leistete somit einen Beitrag zur Berufsorientierung junger Menschen.
Einen Grundriss entwerfen oder lesen, Mörtel anrühren, Beton mischen und in die gewünschte Form bringen, stabile, tragfähige Wände mauern und am Ende testen, ob das Resultat auch belastbar ist – in den Räumlichkeiten der Werkstatt für Bautechnik an der Gewerblichen Schule Tauberbischofsheim wird emsig geschafft, ausprobiert und experimentiert.
Zu Gast an diesem Montagnachmittag ist eine Schülergruppe der Werkrealschule/ Gemeinschaftsschule Wertheim, die im Rahmen ihrer Berufsorientierung an dem inzwischen vielbeachteten „Baukasten“- Projekt teilnimmt und sich gerade in dessen zweiten von insgesamt vier Unterrichtsmodulen befindet.
Am Anfang des Projektes hatte die Idee der Handwerkskammer Heilbronn-Franken gestanden, Schülerinnen und Schülern während ihrer Berufsorientierung in der achten Klasse mehr als nur einen flüchtigen Blick in das Bauhandwerk mit seiner riesigen Berufsvielfalt zu gewähren und so junge Menschen für Bautechnik und Architektur zu begeistern. Also schlossen sich die Bau-Innung Main-Tauber/Künzelsau, die Gemeinschaftsschule/Werkrealschule wie auch die Stadt Wertheim und die GTB mit dem Ziel zusammen, den Schülern wirkliche Erfahrungen und reale Eindrücke möglich zu machen und zu zeigen, dass eine Ausbildung im Baugewerbe eine spannende Sache sein kann – auch für Mädchen.
Immerhin bietet der „Bau“ mit seinen über 40 anerkannten - und im Übrigen auch gut bezahlten - Ausbildungsberufen vom Maurer über den Betonbauer bis hin zum Bauzeichner das größte Spektrum aller Fachrichtungen.
Entwickelt wurden die Inhalte und die modulare Struktur der „Lernwerkstatt Bau-Hand-Werk“, wie sich das Projekt offiziell nennt, von Luise Lübke in ihrer Architektur- und Bauschule Bremen.
Da die Gewerbliche Schule Tauberbischofsheim die einzige berufliche Schule im Kreis ist, an der Bautechnik unterrichtet wird und die deshalb über die benötigten Räumlichkeiten, Werkzeuge, sowie Arbeitsmaterialien verfügt, war von Anfang an klar, wo die praktischen Phasen des Projekts stattfinden werden.
Mit seinem Knowhow leitet Heiko Reinhart hier vor Ort die besonderen praktischen Abschnitte des Projekts: „Es ist uns ein Anliegen, junge Menschen über das Bauhandwerk aufzuklären“, so Heiko Reinhart. „Für uns ist es schön zu sehen, dass die Jungs und Mädels hier beim echten Arbeiten mit realen Materialien und Werkzeugen begeistert sind und vom Gegenteil mancher Vorurteile über den Bau überzeugt werden können.“
Die insgesamt vier Lernsequenzen, aus denen das Projekt besteht, finden zwar an verschiedenen Lernorten statt, haben aber eines gemeinsam: uneingeschränkte Handlungsorientierung.
Zunächst werden die Schüler in einem ersten Modul mit einem theoretischen Fundament vertraut gemacht, auf welchem im zweiten Modul dann an der GTB „gewerkelt“ wird.
Das dritte Modul setzt sich aus einem konkreten Bauauftrag und einem Wettbewerb um den besten Entwurf zusammen. Im vierten Modul wird dann der Gewinnerentwurf mithilfe örtlicher Handwerksbetriebe in die Realität umgesetzt.
Auf diese Weise durchlaufen die Schüler einen richtigen Bauprozess. Durch den Lernort an der Berufsschule können den Schülern im Berufsleben geforderte Arbeitsweisen und Qualitätsansprüche sehr praxisnah erlebbar gemacht werden. So wird ihnen der Übertritt in eine Berufsausbildung erleichtert, denn bessere Einblicke in ein Berufsfeld können Schüler gar nicht bekommen. Besonders natürlich auch durch die enge Zusammenarbeit mit den handwerklichen Betrieben, die Innungsobermeister Stefan Goldschmitt aus Dörlesberg organisiert.
Bewertet werden die erbrachten Leistungen im Übrigen nicht, allerdings erhalten die Schüler ein professionelles Feedback und eine umfangreiche Analyse ihrer Kompetenzen – auch der überfachlichen. So ermöglicht die Lernwerkstatt den Schülerinnen und Schülern der allgemeinbildenden Schule neue Talente an sich zu entdecken und Interessen zu wecken, die bei der Berufsorientierung dienlich sein können.
Im nächsten Schuljahr ist geplant, das Projekt auch in Kooperation mit dem Schulzentrum am Wört und der Kopernikus-Realschule Bad Mergentheim durchzuführen.