November 2020
Am Zahn der Zeit bleiben, das ist das Ziel der Gewerblichen Schule Tauberbischofsheim. Leider sind technische Neuerungen mit einem großen Kostenaufwand verbunden, was es als Schule nicht einfach macht immer vorneweg zu laufen. Dank der bereitgestellten Fördermittel des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg, des Landkreises als Schulträger und lokaler Sponsoren konnte eine „Lernfabrik 4.0“ realisiert werden. Den Schülerinnen und Schülern der Gewerblichen Schule Tauberbischofsheim wird nun der Umgang mit der neuesten Steuerungstechnik geboten.
Zur Beantragung der Fördermittel erarbeiteten die Gewerblichen Schulen in Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim gemeinsam mit dem Berufsschulzentrum Wertheim ein gemeinsames standortübergreifendes Konzept für eine Lernfabrik und überzeugten damit das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Die „Lernfabrik 4.0 Main-Tauber“ ist eine der Lernfabriken, die im Januar 2019 einen Bewilligungsbescheid erhielten.
Um den straffen Zeitplan für den Umbau des vorherigen Messtechnikraumes und einer Werkstatt einhalten zu können, waren Umbaumaßnahmen erforderlich. Ein Teil der Werkstatträume wurde in diesem Zusammenhang mit Flachbildschirmen aufgerüstet, um den in den Tabletklassen stattfindenden Unterricht optimal visualisieren zu können. So können jetzt erarbeitete Ergebnisse noch einfacher in Bild, Dokument oder per Video von allen Schülern an die Bildschirme gestreamt werden.
Der Kern des Umbaus war jedoch ein „Showroom 4.0“ und ein „Industrie 4.0 Labor“ mit PCs. Im Laufe des Schuljahres 2020/2021 werden die beiden Räume weiterhin kontinuierlich mit neuester, aber auch bereits an der Schule vorhandener Technik aufgerüstet.
In den „Showroom 4.0“ sind zwei Industrie-3D-Drucker (FDM und Polyjet) umgezogen und stehen nun neben den CNC-Bearbeitungszentren für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Um eine moderne Fertigung abbilden zu können, ist der Raum zusätzlich mit einer 3D-Messmaschine ausgestattet. Mit dieser ist es möglich, nicht nur hochgenaue Bauteile zu vermessen, sondern sie bietet auch die Möglichkeit, Fertigungsparameter nachzujustieren. Spätestens mit Einführung der neuen GPS-Norm (Geometrische-Produktspezifikation) ist eine solche Maschine zur Fertigung und Kontrolle von Bauteilen unverzichtbar.
Mit Weitsicht wurde bereits vor rund zehn Jahren der erste 3-D-Drucker angeschafft, der seinerzeit nur mit einem Material betrieben werden konnte. Dieser wurde vor drei Jahren von zwei Industrie-3D-Druckern abgelöst, die jeweils mit zwei Materialien drucken. Dadurch ist es möglich, filigrane und hochgenaue Bauteile in Stückzahl: 1 zu fertigen, die zum Beispiel in der neu erworbenen, verketteten „Industrie 4.0“- Anlage montiert werden können. Diese Technik, die unter die Rubrik additive Fertigung fällt, ist heute nicht mehr aus einer industriellen Fertigung wegzudenken und hat diese in den letzten Jahren bereichert. Das Kernstück des Labors bildet eine verkettete Anlage mit Roboter der Firma Festo. Diese ermöglicht es den Schülern den Bestell- und Montageprozess bis hin zur Nachkalkulation nachzuvollziehen, bei einer Flexibilität bis hin zur Stückzahl:1. Diese Produktionsdaten können auch durch die Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim für Projekte und Unterricht ausgewertet werden. Darüber hinaus ist der integrierte Industrieroboter frei programmierbar. Die Schüler können die Anlage im Nachbarraum, dem „Industrie 4.0 Labor“, an einem digitalen Klon programmieren und die Ergebnisse an die Anlage übertragen, wo das Ergebnis anschließend in Realität abläuft. Hierfür wurden die Lehrer im Umgang mit der Anlage und der Software mehrere Tage geschult.
Das sogenannte „Industrie 4.0 Labor“ dient hauptsächlich den industriellen Berufen wie den Industriemechanikern oder Produktdesignern aber auch den Schülerinnen und Schülern des Technischen Gymnasiums oder der Fachschule für Technik für das Erlernen und Anwenden der steuerungstechnischen Grundlagen. Hierfür ist das Labor mit neuester Steuerungstechnik von der Pneumatik über die Elektropneumatik bis hin zur speicherprogrammierten Steuerung ausgestattet. Die Schülerinnen und Schüler können sich nun Steuerungen erarbeiten, diese simulieren und real aufbauen. Als Abschluss können die Steuerungen am großen Bruder, der Lernfabrik, nachvollzogen werden. Da das Grundlagenlabor mit der notwendigen Software ausgestattet ist, kann neben der Steuerungstechnik auch der Roboter an einem digitalen Zwilling programmiert, simuliert und das Programm anschließend an den Roboter übertragen werden, so wie es schon seit Jahren mit der CNC-Technik an der Gewerblichen Schule Tauberbischofsheim Usus ist.
Die Gewerbliche Schule in Tauberbischofsheim freut sich über die neueste Anschaffung im Bereich der Steuerungstechnik und sieht darin eine Stärkung des Standortes durch den Landkreis. Auf diesem Weg bleiben die Schülerinnen und Schüler technisch immer „am Ball“, was in der heutigen Zeit von größter Bedeutung ist.